High Noon in Fiete-City

Neulich tat ich etwas, was ich sonst eher meide. Ich war mit meinen Hunden in hipper Innenstadtlage an der Elbe unterwegs. Zur besten Gassizeit. Hundebegegnungen waren uns gewiss. Man braucht auch mal ein bisschen Abwechslung in Zeiten wie diesen.

Mit Colt und Cowboyhut

Als ich die Hunde auf dem Parkplatz auslade, möchte Sally direkt wieder nach Hause, während Fiete sich schon mal warm tänzelt. Er ist angeknipst. Der Puls auf hundertachtzig, der ganze Hund eine einziger Muskel, die Nase nimmt Witterung auf. Er riecht seinen ersten Gegner schon, bevor ich ihn überhaupt sehen kann. Vor meinem geistigen Auge trägt er einen Cowboyhut und einen Colt und rotzt Kautabak aus der rechten Lefze. High Noon in Fiete-City. Das verspricht, unterhaltsam werden.

Kloppe für die Knutschkugel

Wir kommen um die erste Ecke und stehen direkt vor einer erstarrten Bulldogge. Die obligatorische und wirklich alberne Frage in Bezug auf Hunde „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ stellt sich hier erst gar nicht. Die Luft schwirrt von Testosteron und selbst ein Blinder mit Krückstock würde mitkommen, dass da zwei potente Kerle die Ärmel hochkrempeln und die Kronjuwelen in Pose bringen.

Der Gestromte schmeißt sich auf den Boden und robbt sich an uns heran. Der Besitzer redet mit Engelszungen auf ihn ein, Leckerlis vor der Hundenase anpreisend. Nix hilft. Der Blick ist starr auf Fiete gerichtet. „Kloppe, Alter?“ röchelt er uns entgegen. Muskel-Peter hat wohl noch nie so richtig auf die Mütze bekommen, sonst wüsste er, wann man besser die Klappe hält. Das schlecht sitzende Geschirr ziert die passende Bezeichnung „Knutschkugel“.

Bei Angst gibt’s auf die Mütze

„Kannste haben“, brummt ihm Fiete entgegen und macht in Zeitlupe einen Schritt nach vorn. Die beiden scheinen sich einig zu sein und teilen gerade die Rollen auf: Sally macht das Nummerngirl, ich bin der Ringrichter und der Bulli-Mann hält den Sani-Kasten bereit. Doofer Plan, finde ich und informiere Fiete, dass er seine Ärmel wieder runterkrempeln kann. Sally dreht sich demonstrativ weg und wünscht sich in ihr transportables Mäuseloch. „Blöde Kerle“, höre ich sie grummeln.

Der Blick des Bulli-Besitzer pendelt unruhig zwischen seinem Hund und Fietes Maulkorb hin und her. „Meiner hat Angst, er hat mal schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt er schief lächelnd, während er seinen Hund an uns vorbei schleift. Wenn Kloppe androhen bei Angst hilft, werde ich das das nächste Mal mit der dicken schwarzen Spinne im Badezimmer ausprobieren. Vielleicht klappt das ja.

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