Neulich in der Kita
„Ab sofort sagen wir alles nur noch einmal und zwar leise.“ Nein, kein Zitat aus dem Hundetraining, sondern aus der Kita. Als mir das letztens die Lieblingserzieherin unseres Sohnes erzählte, war ich kurz sprachlos. In Sekundenbruchteilen checkte mein Hirn die Lage: dreißig Kinder, drei Erzieherinnen, vier Gruppenräume, Lärmpegel zeitweise analog dem Hauptbahnhof. Ambitioniert, dachte ich. Aber wenn nicht hier, wo dann? Unser Sohn geht in eine Montessori-Gruppe und die Kommunikation auf Augenhöhe ist dort echt gelebter Alltag. „Wir sorgen dafür, dass das Kind uns zuhört und sprechen erst dann weiter.“, kommt direkt ihre Erläuterung. Meine Skepsis war mir wohl anzusehen. Jetzt macht es für mich Sinn und ich freue mich einmal mehr über den wertschätzenden Umgang mit den Kindern.
Hasso, komm…
Sofort fällt mir die Parallele zu der Kommunikation mit Hunden ein. „Mein Hund kommt nicht, wenn ich ihn rufe.“ ist definitiv unter den Top 3 der Hundeschulthemen. Klassischerweise läuft es nämlich so: der Hund ist im Freilauf und schnüffelt sich irgendwo fest. Eine Pinkelstelle, ein Mäuseloch, das Hinterteil eines anderen Hundes. Der Mensch will weiter und trällert „Hasso, komm…“. Hasso hört nicht und der Mensch ruft wieder: „Hasso, komm!“ „Hasso, hier!!“ „HAAASSO! KOMM SOFORT HIERHER!!!!!“ Mit der Lautstärke nimmt die Vehemenz zu. Und damit der Frust und meistens auch die rötliche Gesichtsfärbung. Das Ende vom Lied ist, dass der Mensch wütend zu seinem Hund stapft und ihn dort einsammelt, wo er sich festgesaugt hat. Meistens begleitet von einer Tirade an Vorwürfen und der Litanei, dass das alles schon mal besser geklappt hat…blabla… Wobei die Litanei eher den umstehenden Haltern und der Abwehr ungefragter Erziehungstipps gilt.
Sicher, dass der Hund hört?
„Warum kommt er nicht?“, fragt mich der verzweifelte Hundehalter, wenn er nach seinen erfolglosen Feldversuchen das Training bei mir bucht. „Sind Sie sich sicher, dass Ihr Hund Sie hört?“, frage ich und blicke in ein erstauntes Gesicht. Es ist so banal wie entscheidend: oft ist der Hund so in seine Sache versunken, dass er seinen Menschen nicht rufen hört. So gesehen ist der vermeintliche Ungehorsam auch nachvollziehbar. Versuchen Sie mal mit einem Kind zu reden, wenn es völlig in seinem Spiel eintaucht. Und dann noch über ein Thema, das keinen Spaß macht. Im Falle des Hundes nämlich, dass er seine Sache nicht weitermacht, sondern stattdessen mitkommt.
Wenn man also bedenkt, dass Kommunikation niemals eine Einbahnstraße ist, ist das mit dem Rückruf gar nicht so schwierig. Was mit dreißig Kindern klappt, klappt auch mit einem Hund.