Kinder an die Macht

Fiiiete!!!

„Fietefietefietefietefiete! Fietekomm! Fietesitz!“ trällern meine Kinder, sobald sie in die Nähe unseres Rüden kommen. „Lass doch mal den Hund in Ruhe!“ sage ich und rechne im Geiste, auf wie viele Stunden Schlaf der arme Hund heute schon gekommen ist. So oder so ähnlich läuft es seit Wochen im Hause Siska. Gefühlte 47 mal pro Tag.

Unsere Kinder haben vor kurzem die Faszination an der Kommunikation mit Hund für sich entdeckt. Waren die Hunde bisher eher so Mamas Ding und auf Grund ihrer Eigenarten auch nicht wirklich kinderkompatibel, definiert sich die Kind-Hund-Beziehung bei uns seit einigen Wochen neu. Fasziniert sehe ich, wie die Kinder strahlen, wenn die Hunde da sind. Und noch faszinierter sehe ich die Resonanz der Hunde. Naja, zumindest des einen. Also Fiete. Der verbindet sich sofort mit der kindlichen Art und trifft endlich Verbündete auf seiner Mission, die Welt bunter und schöner zu machen.

Platzwart-Allüren

Im gleichen Maße, in dem Fietes Begeisterung für die Kinder wächst, dehnt unsere Hündin Sally ihre Platzwart-Allüren aus. Sie ist oft herrisch, missmutig und Menschen waren noch nie ihr Ding, ein Relikt aus ihrer Zeit vor uns. Mich hat sie ähnlich der Lorenzschen Gänse als Bezugsperson Nummer 1 auserkoren, mit meinem Mann verbindet sie eine bemerkenswerte Antipathie. Unsere Söhne wurden bis vor kurzem einfach ignoriert. Sie haben ihr nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie so verunsichert.

Nun ergießt sich aber seit einiger Zeit die kindliche Hundeliebe auch über das haarige Fräulein Rottenmeier und ihre Antwort bleibt so beharrlich wie ihre Sozialphobie: hier wird nicht gerannt, hier wird nicht gekuschelt und überhaupt ist das alles nicht lustig! Unsere Jungs nehmen es mit unbekümmerter Gelassenheit. Sally ist ihre Beste, Schönste und Süßeste. Jedes Knurren wird weggelächelt und dass sie sich nicht anfassen lässt, macht sie höchstens einzigartig. Wer sie lieben möchte, muss bedingungslos sein. Eine Forderung, die unsere Kinder mit links erfüllen. Ich beobachte es mit Staunen und Demut.

Einfacher Plan. Kindlich genial.

Und mit der gleichen Hartnäckigkeit, mit der Sally die Zuneigung abwehrt, nehmen die Jungs sie an die Leine und gehen mit ihr spazieren. Wenn sich die Hündin nach 10 Minuten einfach hinsetzt und das Weiterlaufen verweigert, drehen die Kinder um und treten den Heimweg an. Völlig selbstverständlich. Schließlich zählt die Hundemeinung genau so viel wie ihre eigene. Einfacher Plan. Kindlich genial. Hören Sie auch Herbert Grönemeyer singen? Kinder an die Macht.

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