Jagen muss man wollen
“Und wie lastest du Fiete aus?” fragt mich letztens eine interessierte Hundefrau. Ich überlege kurz, ob es eine Fangfrage ist. “Ähh…naja…” setze ich an und stocke, denn ein richtiges Hobby haben wir beide eigentlich nicht. Mal Canicross, mal Apportieren, mal Objektsuche. Alles eher sporadisch als regelmäßig.
Auslastung für Hunde ist seit geraumer Zeit groß in Mode, wobei die Entscheidung der gemeinsamen Freizeitbeschäftigung eher selten eine einstimmige ist. Die meisten Hunde würden sich klar fürs Jagen entscheiden. Die meisten Menschen fänden das eher uncool. Die Fotos davon wären bei Insta und so auch ziemlich langweilig. Was willst du fotografieren, wenn der Hund gerade am Horizont im Wald verschwindet?
Kreativität kennt keine Grenzen
Stattdessen denkt sich der Mensch die unterschiedlichsten Dinge aus, die sein Hund cooler als Hetzen finden soll. Im Netz gibt es einschlägige Gruppen zu diesem Thema. Eine klare Empfehlung von mir, wenn man mal gucken will, wie kreativ Hundehalter sein können. Und wie enttäuscht. Denn unter jedem Post, der einen bis zum Abwinken dressierten Hund zeigt, äußert sich mindestens ein getroffener Hundebesitzer, weil sein rumänischer Malamut-Akita-Mix für sowas nicht zu begeistern ist.
Da liest man Tipps für die sinnvolle Beschäftigung eines Welpen, denn sie schlafen scheinbar nur deshalb den ganzen Tag, weil ihnen so langweilig ist. Oder es gibt Ratschläge, wie man den Border Collie richtig fordert, wenn der nach einer Stunde Ball hetzen immer noch nicht müde ist. So viel sei verraten: weniger Ball spielen ist keine der Empfehlungen. Bemerkenswert war auch ein Beitrag, bei dem jemand fragte, wie er seine Hündin in den 10 Tagen nach der Kastration richtig auslasten könne. Vielleicht in Ruhe die OP-Wunden verheilen lassen?
Da fliegt die Kuh
Die Ratschläge, die man zum Thema Auslastung und Beschäftigung lesen kann, reichen für drei Hundeleben. Mich stressen sie bereits beim Lesen. Fiete und ich sind mit unserem Potpourri aus Familie, Büro und Hundetraining ausreichend versorgt und brauchen kein zusätzliches To-do. Wenn es uns beide packt, so etwa jeden 3. Samstag im Monat, dann fliegt die Kuh beim Apportieren oder Holzklammer suchen. Nach einer Viertelstunde ist der Spaß auch schon wieder vorbei, Fietes geistiger Akku muss dann aufgeladen werden. Den Rest des Tages verbringt er schlafend in den abstrusesten Positionen und sammelt Energie für den Hauptteil seines Auslastungsprogramms – unseren Alltag.